Felssturzprojekt Kröv, 1992
Die Geburtsstunde der modernen Baumesstechnik
Wie Online-Monitoring 1992 half, eine Sintflut zu verhindern
Kröv, Rheinland-Pfalz: An Weinbergen und der Mosel gelegen, geht es in diesem 2.500 Einwohner-Dorf meist beschaulich, gar idyllisch zu. Damit ist es im Mai 1992 aber schlagartig zu Ende. Ein riesiger Felsbrocken ist im Begriff, sich vom Hang zu lösen. Um eine Überschwemmung des Dorfes zu vermeiden, wird der Felsbrocken am 23. Mai 1992 gesprengt – und Kröv ist wieder sicher. Der Sprengung vorausgehend: Eine zehntägige geomesstechnische Überwachung. Denn der Krisenstab im Rathaus stützt sich auf kontinuierliche Daten, um die Situation einschätzen zu können. Und der Gutachter auf aussagekräftige Ergebnisse, um den bestmöglichen Sprengzeitpunkt festzusetzen. Erfahren Sie mehr über das Felssturzprojekt Kröv 1992
Erstmalig ein vollständiges Messsystem mit Live-Monitoring
Das Messsystem ist für damalige Verhältnisse hochkomplex: Es besteht aus mehreren Sensoren am Fels, einer automatischen Feldmessanlage vor Ort, einem Computer mit Auswerteprogramm im Rathaus und einem Drucker, um die Ergebnisse zu visualisieren. Im Jahr 1992 sind weder Computer noch Drucker eine Selbstverständlichkeit – und das Prinzip der Online-Überwachung erst recht nicht. Denn die Daten-Übertragung von Feldmessanlage zum Laptop verläuft sogar per Funk. Damit handelt es sich um eine der ersten Anwendungen von Online-Monitoring in der Geomesstechnik.
Der komplexe Aufbau des Mess-Systems gelang dem Experten Franz Glötzl dank jahrzehntelanger Erfahrung. Die Stadt beauftragte den Geomesstechniker und damaligen Geschäftsführer der GGB direkt – denn für eine langwierige Auftragsvergabe blieb keine Zeit. Die Lage blieb dringlich: Die Überwachung macht klar, dass die Beschleunigung des Felsens galoppiert. Sein Sturz steht kurz bevor. Und damit die Sprengung.
Sicher überwacht – sicher gesprengt
Um die vorzubereiten, setzt der Krisenstab auf eine stetige, durchgängige Überwachung. Dazu braucht es eine korrekte Installation der Instrumente, Bereitstellung der Soft- und Hardware, punktgenaue Messdaten, die Fähigkeit, sie auszuwerten – und nicht zuletzt die umfassende Begleitung der Instrumentierung. Franz Glötzl passt die Überwachung während der fast zwei Wochen mehrfach flexibel an die neusten Entwicklungen an. Etwa, indem er die Mess-Intervalle verkürzt – von fünf auf drei Minuten. Oder indem er jeden Fissurometer mit einem zweiten ergänzt, sodass Redundanzen die Messergebnisse absichern.
Unter den Staubmassen der Sprengung geht jedoch nicht nur die Gefahr, sondern auch der Beitrag der Baumesstechnik weitgehend unter. Doch: Die GGB hat diese Erfahrungen zum Anlass genommen, ihr Online-Monitoring weiterzuentwickeln. Unter der Führung von Franz Glötzls Sohn, Jürgen F. Glötzl, entwickelt sie Monitoring-Software und unterstützt eine engmaschige digitale Überwachung. Denn lose Felsbrocken gefährden Infrastruktur auch heute noch – und damit Gutachter weiterhin optimale Entscheidungen treffen können, braucht es bis heute verlässliche, auskunftsstarke Messergebnisse.
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